Besitz kann ein Segen sein – und gleichzeitig eine Last. Das wurde mir einmal mehr bewusst, als ich kürzlich meine Schuhsammlung pflegte. Beim Putzen, Einfetten und Polieren fasste ich darum einen Entschluss.
Aktuell stehen 39 Paare im Schuhschrank. Einige begleiten mich schon 15 Jahre und länger - wohl auch, weil ich mir zwei Mal pro Jahr Zeit nehme, alle Schuhe zu reinigen, zu pflegen und zu überprüfen. Es ist eine aufwendige Aufgabe, die mir aber auch einen Spiegel vorhält: Wie viel brauche ich wirklich? Und was macht dieser Besitz mit mir? Tatsächlich gefallen und passen mir ALLE Paare, aber einige habe ich schon mehrere Jahre nicht mehr getragen. Beispielsweise ein Sommerschuh mit Plateausohle. Er sieht toll aus, aber meistens habe ich mich am Ende für ein praktischeres Modell entschieden (was wohl an meinem zunehmenden Alter liegt .... ). Darum habe ich mir nun zum Ziel gesetzt, meine Schuhsammlung zu reduzieren.
Besitz: Warum er zur Belastung werden kann
Besitz ist nicht einfach eine Ansammlung von Gegenständen. Besitz hat Auswirkungen auf uns und unser Leben - und das grad mehrfach:
Der Zeitaufwand: Besitz will verwaltet werden. Jedes Paar Schuhe benötigt Pflege, Lagerung und gelegentlich Reparaturen. Die Zeit, die ich dafür aufwende, könnte ich genauso gut für andere Dinge nutzen, sei es zum Lesen, für ein kreatives Projekt oder einfach mal nichts tun. Je mehr wir besitzen, desto mehr Zeit fliesst in die Organisation und Erhaltung unserer Dinge.
Der Platzbedarf: Jeder Gegenstand, den wir besitzen, beansprucht Platz. Ob es der überfüllte Schuhschrank ist oder die zugestellte Garage – Besitz schränkt unseren Lebensraum ein. Weniger Dinge zu haben schafft nicht nur Platz in unseren Wohnungen, sondern bringt auch Leichtigkeit zurück.
Der Stress: Übermässiger Besitz kann mental belasten. Bereits der Gedanke an die Menge der Schuhe – und die Arbeit, die damit verbunden ist - kann für ein Gefühl der Überforderung sorgen. Denn Besitz erinnert uns ständig daran, was noch zu tun ist.
Die Kosten: Besitz kostet Geld, nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt und für die Aufbewahrung. Neue Schuhe kosten also nicht nur an der Kasse. Dazu kommen Ausgaben für Pflegeprodukte, gelegentliche Reparaturen und Stauraum. Wer weniger hat, kann also Geld sparen.
Warum es sich lohnt, weniger zu besitzen
Die Bilanz meiner Aussortier-Aktion: minus sieben Paare.
Fast neue Sneaker habe ich meinem Mami geschenkt.
Fünf Paare finden vielleicht im Second Hand Shop oder auf dem Flohmarkt eine neue Besitzerin.
Und entsorgt habe ich Ballerinas, bei denen an der Ferse das Leder gerissen war.
Das Resultat: Wieder mehr Luft im Schrank, Freude an den blitzblanken Schuhen und die Aussicht auf weniger Arbeit bei der nächsten Schuhpflege-Runde. Weniger besitzen lohnt sich generell. Das sind die Vorteile:
Klarheit und Fokus: Weniger Besitz führt zu mehr Übersicht und schafft Klarheit im Alltag.
Nachhaltigkeit: Bewusster Konsum entlastet die Umwelt.
Wertschätzung: Weniger Dinge zu besitzen bedeutet, die vorhandenen mehr zu schätzen.
Freiheit und Leichtigkeit: Jeder Gegenstand, von dem man sich trennt, schenkt ein Stück Freiheit.
Fazit: Besitz bewusst hinterfragen
Mein halbjährliches Schuhpflege-Ritual hat mir wieder vor Augen geführt, dass Besitz oft mehr kostet, als wir denken – sei es Zeit, Geld, Platz oder mentale Energie. Doch es lohnt sich, diesen Ballast abzubauen. Weniger besitzen heisst nicht, auf etwas zu verzichten, sondern Platz zu schaffen für Dinge, die uns wirklich wichtig sind.
Vielleicht ist jetzt auch für Sie der richtige Moment, einen Blick in den Schuhschrank – oder in eine andere Ecke Ihres Zuhauses – zu werfen. Wie würde es sich anfühlen, mit weniger auszukommen? Weniger ist oft mehr – und das gilt nicht nur für Schuhe.
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